Rainis Blickwinkel
Bremerhaven gewinnt 3:2 (0:1; 0:0; 2:1; 1:0) nach Verlängerung gegen Ingolstadt
09.10.2023 - 16:23

Dem Einlaufpinguin ging zwar vor Beginn die Puste aus, den Frackträgern auf dem Eis jedoch nicht. Die hatten sogar Luft für die Overtime, in der Markus Vikingstad vor 4.194 Zuschauern den 3:2-Siegtreffer erzielte. Auf Bremerhavener Seite fehlten die verletzten Miha Verlic, Maximilian Franzreb und Philip Preto. Bleibt zu hoffen, dass sich mit Lukas Kälble nicht ein weiterer Akteur hinzugesellt. Der Verteidiger konnte nach einem Zusammenprall mit einem Ingolstädter nicht mehr weiterspielen.

Die Bremerhavener kamen mit Volldampf aus der Kabine und drückten auf einen schnellen Führungstreffer. Nach einem Doppelpass zwischen Alex Friesen und Dominik Uher, landete dessen Abschluss beim Ingolstädter Keeper (2.) und auch der Schuss von Markus Vikingstad wurde eine sichere Beute von Michael Garteig im Panther-Gehäuse (3.). Kapitän Jan Urbas probierte es aus dem Zentrum, aber wieder war der Mann zwischen den Pfosten der strahlende Sieger (4.). Die Pinguine kreierten weitere gute Gelegenheiten. Eine davon hämmerte Lukas Kälble auf die Kiste der Schanzer und zwang den Goalie zu einem klasse Reflex (7.). Eine Strafe gegen Phillip Bruggisser – Wojciech Stachowiak hatte geschickt den Schläger des Bremerhaveners eingeklemmt und sich fallen lassen – bremste zunächst den Schwung der Hausherren. Dennoch hatte Alex Friesen in Unterzahl die Chance zum Shorthander, doch verfehlte er knapp das Ziel (8.). Nachdem Jan Urbas fast artistisch an Michael Garteig gescheitert war (10.), bot sich für Wojciech Stachowiak im Zentrum die Möglichkeit zur Ingolstädter Führung, doch Kristers Gudlevskis stand seinem Gegenüber in nichts nach (11.). Dann wanderte Marat Khaidarov für zwei Minuten in die Kühlbox. Ganz ehrlich – Referee Andre Schrader muss daheim alle Spiegel abgehängt haben. Wer solch einen Unsinn pfeift, dürfte beim eigenen Anblick vor Scham im Boden versinken (12.). Nun ja, in jedem Fall half es den Gästen zum Führungstreffer. Eine Ablage von Mauri Edwards versenkte Travis St. Denis zum 0:1 (14.). Äußerst ungeschickt fuchtelte Jake Virtanen mit der Kelle im Gesicht eines Ingolstädters herum und lud Andre Schrader zu einer weiteren Hinausstellung ein, während Skyler McKenzie wenig später von Andrew Rowe ungesühnt zu Boden gerammt werden durfte (16.). Kurz vor der Drittelsirene stifteten Nino Kinder und Ziga Jeglic nochmals große Unruhe, doch mit Glück und Geschick verteidigten die Panther ihren knappen Vorsprung (20.).

Zumindest hatte die alberne Pfeiferei des Schiedsrichtergespanns die Ingolstädter gestärkt. Wenn auch rein zufällig bot sich ihnen nach Wiederbeginn durch Andrew Rowe die Chance, die Führung auszubauen, doch strich die Scheibe am Bremerhavener Kasten vorbei (21.). Kristers Gudlevskis durchkreuzte eine Minute später den Plan von Mirko Höfflin, den Vorsprung zu vergrößern (22.). Auf der anderen Seite probierte es Markus Vikingstad, aber Michael Garteig ließ nichts anbrennen (23.). Nachdem der Schlussmann auch den Versuch aus der Drehung von Jan Urbas verpuffen ließ, war wieder Showtime für Andre Schrader angesagt. Diesmal traf es Nicholas Jensen, der einen Ingolstädter mit einem Ellbogen-Check gefoult haben soll. Ein anatomisches Wunder, wenn doch beide Arme quer zum Körper zeigten (25.). Dafür erntete „die bessere Hälfte“ des gestreiften Duos tosenden Applaus, als er in der 27. Spielminute einen Ingolstädter wegen Stockschlags auf die Strafbank schickte. Die Pinguine konnten ihre erste Überzahl in der Partie jedoch nicht in Zählbares umsetzen. Ross Mauermann und Jan Urbas versuchten es anschließend mit Schüssen aus der Distanz, die der Gästekeeper einmal mehr entschärfen konnte (30.). Als Ross Mauermann von Fabio Wagner regelwidrig am Abschluss gehindert wurde, bekamen die Pinguine einen Penalty zugesprochen. Ziga Jeglic scheiterte, weil Michael Garteig die Scheibe reflexartig mit der Stockhand aus der Gefahrenzone beförderte (34.). Mittlerweile hatte sich ein Kräftemessen zweier hervorragend haltender Torhüter entwickelt. Denn auf Bremerhavener Seite war es anschließend wieder Kristers Gudlevskis, der mit einer unglaublichen Parade gegen Kevin Maginot, der von Daniel Pietta mustergültig bedient wurde, rettete (38.). Da war es für den lettischen Goalie fast schon eine Lappalie, einen Versuch von Mathew Bodie aus der Luft zu greifen (39.). Die ungeahndete Ringereinlage von Wojciech Stachowiak an Dominik Uher sollte die letzte Aktion des Mittelabschnitts gewesen sein (40.).

Der letzte Durchgang begann mit einer realitätsfremden Entscheidung von Andre Schrader. Jake Virtanen, dessen Schläger von einem Ingolstädter gehalten wurde, musste wegen eines vermeintlichen Stockschlags in die Kühlbox (42.). Auch diese Unterzahl überstanden die Bremerhavener unbeschadet. Zwei Minuten später raufte sich Nino Kinder die Haare, als er freistehend einen Pass von Markus Vikingstad verarbeitete, ihm aber der Erfolg wieder von Michael Garteig verdorben wurde (44.). Dominik Uher erging es genauso, nachdem er von einem abgewehrten Schuss Anders Grönlunds profitierte, den Puck jedoch nicht am Keeper der Panther vorbeibrachte (46.). Den Pinguinen lief allmählich die Zeit davon. Als Markus Vikingstad auch noch den Frank Mill des Eishockeys mimte und einen Rebound bei „open net“ gegen den rechten Pfosten setzte, schien sich alles gegen die Seestädter verschworen zu haben. Im Gegenzug rauschte Wojciech Stachowiak auf und davon, stürzte beim Abschluss aber samt Scheibe und Kristers Gudlevskis ins Tor. Auf dem Eis und per Videoanalyse entschieden die Referees auf kein Tor (47.). Welch ein Jubel bei den Bremerhavenern, als Jake Virtanen, der zwischenzeitlich anstelle von Nino Kinder in der ersten Reihe operierte, die Scheibe auf Kapitän Jan Urbas durchsteckte und der zum 1:1 vollstreckte (48.). Fast wäre dem Vorbereiter selbst ein Geniestreich gelungen, als die Gäste fehlerhaft im Spielaufbau agierten, doch zielte er etwas zu ungenau (50.). Dafür nutzten die Panther eine Unstimmigkeit im Powerplay der Pinguine und markierten durch Enrico Henriquez Morales das 1:2. Zunächst konnte Kristers Gudlevskis noch klären, beim zweiten Versuch rutschte das Spielgerät unter ihm hindurch über die Torlinie (53.). Phillip Bruggisser hatte die umgehende Antwort auf der Kelle und jagte eine mächtige Flamme zum 2:2-Ausgleich in den rechten Torwinkel (54.). Die Ingolstädter schenkten den Bremerhavenern sogar noch die Möglichkeit, in den letzten zwei Minuten in Überzahl zum Sieg zu kommen, da Fabio Wagner auf die Strafbank marschieren musste (58). Die Pinguine ließen diese Chance aber ungenutzt verstreichen (60.).

In der notwendigen Overtime gaben die Hausherren den Ton an. Alex Friesen haute das schwarze Gummi vorbei (61.) und Jan Urbas probierte es mit einem Gewaltschuss, den Michael Garteig jedoch parierte. Dann schlug die Stunde von „Frank Mill" alias Markus Vikingstad. Mit viel Tempo und einem guten Auge segelte er an Mauri Edwards vorbei vors Tor und düpierte Michael Garteig mit einem Beinschuss zum 3:2-Siegtreffer. So wurde aus einem vermeintlich tragischen, ein gefeierter Held (62).


Kralli


gedruckt am 27.07.2024 - 18:17
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