Rainis Blickwinkel
(S)uper (A)uswärts (P)inguins – Cedric Schiemenz schießt Bremerhaven zur Gartenparty
11.01.2025 - 03:03

10.796 Zuschauer kamen im ausverkauften SAP Garden in München voll auf ihre Kosten. Eine feierliche Ehrung für Maximilian Kastners 514. Spiel in der höchsten deutschen Spielklasse und nach dem Spiel eine rauschende Party der rund 1.100 zum größten Teil mit einem Sonderzug angereisten Anhänger der Pinguins. Der Vizemeister gewann seine zweite Auswärtsbegegnung bei den „roten Bullen“ nach Penaltyschießen mit 2:1 (0:0; 1:0; 0:1; 0:0; 1:0). Kurz vor der Partie verpflichteten die Fischtown Pinguins den Verteidiger Ludwig Byström, der die dünne Personaldecke in der Defensive stopfen soll.

Beide Mannschaften verzichteten im Spitzenspiel auf die Aufwärmphase und drückten sofort aufs Gaspedal. Markus Vikingstad gönnte sich den Versuch eines Bauerntricks, der jedoch nicht im Kasten der Gastgeber landete (3.). Zeit für die Brausebuben, für eine starke Sequenz zu sorgen. Als gäbe es eine alte Rechnung mit Maximilian Franzreb zu begleichen, feuerten nacheinander Nico Krämmer (4.), Jonathan Blum (5.) und Les Lanchester aus allen Rohren, aber der Bremerhavener Keeper hakte eine nach der anderen Bewährungsprobe im Arbeitsnachweis ab (7.). Auch als es Jonathan Blum mit einem gefährlichen Pass in den Slot versuchte, behielt der Nationaltorhüter die Oberhand (8.). Die Nordlichter lösten sich aus der Umklammerung und Phillip Bruggisser antwortete sogleich mit einem strammen Schuss aus der Distanz, den Münchens Goalie Simon Wolf gezwungenermaßen nur abprallen lassen konnte (9.). Wesentlich weniger Mühe bereitete ihm der Schlenzer von Miha Verlic (12.). Eher zufällig fiel die Scheibe vor die Kelle von Dominik Uher, der aber im Sprint Les Lanchester stehenließ, jedoch mit Stockschlag und Haken des Verteidigers am kontrollierten Abschluss gehindert wurde. Das Schiedsrichtegespann Marc Iwert und Andre Schrader sahen hingegen keine Veranlassung, eine Strafe gegen München auszusprechen (14.). Böse Zungen behaupten, letzterer würde nach dem Duell beider Teams in den Playoffs vor zwei Jahren Unterwäsche mit einem Bullenkopf tragen. In der letzten Minute vor der Drittelpause beschäftigten Ludwig Byström, Max Görtz und Markus Vikingstad den jungen Goalie der Hausherren mehr als ihm wahrscheinlich lieb war, doch überwinden ließ sich Simon Wolf nicht (20.).

Auch im Mittelabschnitt bestachen beide Mannschaften mit diszipliniertem Spitzeneishockey und wechselnden Druckphasen. Auf der einen Seite dampfte der Karawanken-Express mit Miha Verlic (24.), Ziga Jeglic (27.) und Jan Urbas (28.), die jedoch das Ziel verfehlten oder sich an Schlussmann Simon Wolf die Zähne ausbissen. Bei den Münchnern knallte Chris DeSousa den Puck gegen den Pfosten. Dominik Bittner zwang Maximilian Franzreb zu einer reflexartigen Fußabwehr (30.). Einen Flächenbrand verursachten Max Görtz, Markus Vikingstad und Ross Mauermann, den Simon Wolf allerdings prächtig löschte (33.). Als Ziga Jeglic von der rechten Flanke abzog, konnte der Keeper den Puck aber nur prallen lassen. Jan Urbas schaltete am Schnellsten und staubte zum 1:0 ab (34.). Glück für die Pinguins nach einem Schuss von William Butcher, dass Jubilar Maximilian Kastner ein Torraumabseits provozierte und die Referees das Spiel unterbrachen. Die Verwirrung der Bremerhavener Defensive war damit beseitigt (38.). Nicht nur Nico Krämmer war womöglich bereits im Begriff zu jubeln, als er nach einem Querpass von Emil Johansson das leere Tor vor Augen noch von Matthew Abt um den sicheren Ausgleich betrogen wurde (40.).

Im letzten Durchgang mussten die Bremerhavener zunächst eine Strafe gegen Ross Mauermann – die erste überhaupt in der Partie – überstehen, was überwiegend sicher gelang (43.). Dann versiebte Anders Grönlund eine Riesenmöglichkeit zum 2:0 – das war bitter (44.). Pechvogel Chris DeSousa hämmerte die Scheibe dann erneut ans Gestänge (45.). Dass er deshalb wenig später Flugunterricht nahm, als Matthew Abt ihn fair von der Scheibe trennte, war nicht zwingend erforderlich. Sei’s drum – die Referees fielen auf die Schwalbe herein und ermöglichten den Hausherren ein weiteres Überzahlspiel (48.). Das gestaltete sich wesentlich kniffliger, doch die Frackträger überstanden auch diese heikle Phase mit Glück und Geschick (50.). Dann war es doch um den Vizemeister geschehen. Taro Hirose staubte zum 1:1-Ausgleich ab, nachdem Maximilian Franzreb einen Schuss von Jonathan Blum nicht festhalten konnte (54.). In der letzten Spielminute war es Markus Vikingstad, der Münchens Keeper doch noch überwinden konnte. Welche Faktoren zur Entscheidung beitrugen, die Scheibe hätte nicht im vollen Umfang die Linie überschritten – darüber können die Herren Iwert und Schrader in den nächsten Tagen beim Kuscheln in blau-rot-weißer Bettwäsche grübeln. Fakt ist: Nach der seinerzeit ausgebliebenen Matchstrafe gegen Mathias Niederberger wegen des Schlagens mit dem Blocker gegen Ziga Jeglic, vergriff sich Andre Schrader erneut an einer mehr als fragwürdigen Entscheidung. Dass wieder die „Red Bulls“ München diesen Vorteil für sich beanspruchen konnten, ist hingegen selbstverständlich reiner Zufall. Beinahe wäre zudem Konrad Abeltshauser 6,9 Sekunden vor dem Ende der Siegtreffer geglückt, doch Maximilian Franzreb verhinderte die absolute Katastrophe (60.)

In der Overtime hielten sich beide Seiten dem totalen Risiko weitestgehend fern. Phillip Bruggisser und Markus Vikingstad hatten Halbchancen auf dem Schläger, doch fanden die nicht das Ziel (65.).

Im Penaltyschießen vergaben Veit Oswald, Filip Varejcka und Jan Urbas ihre Versuche, während Ziga Jeglic und Andi Eder nur den Pfosten trafen. Cedric Schiemenz zielte ganz genau, traf zum Zusatzpunkt für die Pinguins und ließ sich vor den eigenen Fans feiern.


Rainer


gedruckt am 05.02.2025 - 06:59
http://www.crazy-pinguins.de/include.php?path=content&contentid=94