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Chapeau Fischtown Pinguins – Trotz Galavorstellung ist im CHL-Viertelfinale Endstation
18.12.2024 - 02:27 von Rainer


4.436 Besucher waren zum Rückspiel des Champions League Viertelfinales gegen Servette Genf in die Eisarena am Wilhelm-Kaisen-Platz gepilgert, um das vermeintlich kleine Wunder von der Unterweser hautnah zu erleben. Die Schweizer hatten das erste Match vor zwei Wochen mit 4:0 gewonnen. Die Pinguine hatten sich auf die Fahne geschrieben – was die können, das können wir auch. Verletzungsbedingt musste Alexander Sulzer auf Nicholas Jensen und Alex Friesen verzichten. Dafür rückte Felix Scheel und Joose Antonen ins Line Up und bei den Goalies erhielt Maximilian Franzreb den Auftrag, seinen Arbeitsplatz rein zu halten.

Und die Frackträger legten los wie die Feuerwehr. Eine Angriffswelle nach der anderen rollte auf das Tor der Gäste zu. Die konzentrierten sich zunächst auf die Defensive. Für erste Gefahr sorgte ein Hammer von Phillip Bruggisser, der allerdings auf einen aufmerksamen Goalie Antti Raanta traf (4.). Schon brannte es erneut vor dem Gehäuse der Gäste, als Markus Vikingstad mit einem Pass seinen Sturmkollegen Max Görtz suchte, dieser aber von einem Genfer Verteidiger am Einschuss gehindert wurde (5.). Joose Antonen schaffte es nicht, einen von sich ihm bietenden Rebounds zu versenken und Jan Urbas brachte sein Solo zwar bis vor Antti Raanta, wo dem erfolgreichen Abschluss etwas die Kraft fehlte (7.). Plötzlich tauchte Oula Palve frei vor Maximilian Franzreb auf, der sich jedoch keine Blöße gab (9.). Eine fragwürdige Hinausstellung gegen Miha Verlic verschaffte den Gästen eine kurzfristige Überlegenheit. Die wäre bei genauem Hinsehen der tschechischen Unparteiischen flugs beendet gewesen, hätten sie ein Foulspiel der Genfer hinter dem Bremerhavener Tor konsequent geahndet (14.). So brannte es Maximilian Franzreb einmal lichterloh, aber irgendwie bekamen er und seine Vorderleute die tückische Scheibe von der Herdplatte (16.). Dann ging die Reise wieder in die andere Richtung und nach einer Doppelchance der Pinguine fragt man sich wohl noch immer, mit welchen Körperteilen Antti Raanta die vereitelte (17.). Ein Schuss aus der Drehung von Dominik Uher, der direkt auf den Körper des Genfer Goalies klopfte, beendete den ersten Abschnitt (19.).

Wer von den Pinguinen schon in den ersten 20 Minuten beeindruckt war, der erlebte im zweiten Durchgang noch eine Steigerung des Ganzen. Herz und Leidenschaft sowie ein unbändiger Wille trieb das Team von der Unterweser auf den Siedepunkt. Der beherzte Versuch von Miha Verlic aus halblinker Position bereitete Antti Raanta erhebliche Mühe (21.) und auch der Distanzschuss von Ross Mauermann kitzelte eine zunehmende Unruhe in den Aktionen des Schlussmannes heraus (22.). Der einsame Entlastungsangriff von Simon Le Coultre hatte lediglich statistischen Wert. Die wenig später folgende Hinausstellung wegen Stockschlags war die Möglichkeit zum Dosenöffner für Bremerhaven. Der Riese wankte, aber fiel nicht. Jan Urbas traf nicht, der Backhander von Christian Wejse touchierte nur den Pfosten und Ziga Jeglic bekam den Nachschuss nicht kontrolliert über die Torlinie befördert (23.). Das zweite Powerplay blieb ebenso erfolglos, weil Max Görtz das leere Gehäuse nicht traf (29.). Wie es die Pinguine auch anstellten, die Schweizer bekamen einen Schläger oder ein Bein zwischen Schützen und Führungstreffer. Zur Not war Antti Raanta zur Stelle und hielt die Partie torlos (35.). Max Görtz wurde anschließend wieder zum Pechvogel, als er die Scheibe aus guter Position nicht im Genfer Kasten unterbringen konnte (38.).

Bereits nach zwei Minuten im Schlussabschnitt ging Alexander Sulzer „all in“. Verzockt – nach nur 26 Sekunden mit sechs Feldspielern brachte Alessio Bertaggia den Puck zum 0:1 in der verwaisten Kiste unter (43.). Maxi Franzreb kam zurück und bei fünf gegen fünf klärten Michael Loosli und Maxim Rausch ihre Meinungsgegensätze mit physischen Argumenten aus. Die zweiminütige Abkühlung für Josh Jooris sorgte für überschäumende Stimmung auf den Rängen. Zunächst lud Phillip Bruggisser durch und jagte die Scheibe zum 1:1-Ausgleich in den Kasten. Nur 16 Sekunden später fuhr Kapitän Jan Urbas in den Bahnhof ein und legte Antti Raanta das 2:1 zwischen den Beinen hindurch in den Kasten (46.). Franzi raus – Franzi rein und wieder für einen sechsten Feldspieler vom Eis. Die Pinguine gingen wieder aufs Ganze, schnürten die Gäste in ihrem Drittel ein und sorgten dort für chaotische Zustände, als ein abgeblockter Schuss von Phillip Bruggisser im Slot auf den finalen Versand wartete (49.). Die gestreifte Zunft verweigerte den Bremerhavenern weitere Gelegenheit in Überzahl, weil ihnen offenbar die Proportionen unterhalb der Wirbelsäule fehlten. Besonders das Haken an Christian Wejse war nicht ansatzweise diskutabel. Es hätte ja durchaus wieder zweimal scheppern und richtig spannend werden können. Zudem hatte Jan Urbas auch noch Pech, als er die Scheibe an die Querstange feuerte (51.). Als es Sakari Manninen gelang, mit dem Spielgerät zu entkommen und zum 2:2 auszugleichen, ging die Sonne der HL für die Pinguine endgültig unter (54.). Zwar mühten sich die Mannen von Alexander Sulzer weiter, doch das Feuer war erloschen. In der Addition beider Spiele hatte Servette Genf mit 6:2 die Nase vorn und zog verdient ins Halbfinale ein. Herzliche Glückwünsche von dieser Stelle!

Für die Fischtown Pinguins ist die erlebnisreiche Tour durch Europa beendet. In zehn Begegnungen betrieben die Nordlichter beste Werbung für das Eishockey in der Seestadt und ließen Teams wie den schwedischen Meister Skelleftea AIK in die Weser fallen.
Hauben hoch, Ihr Gladiatoren des Wilhelm-Kaisen-Platz! Im nächsten Jahr geht es weiter!
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