Heimrecht pfutsch – Pinguins verlieren Spiel drei mit 1:2 (0:1; 1:0; 0:0; 0:0; 0:1) in Overtime
22.04.2024 - 01:11 von Rainer
Ein Treffer kurz vor dem Ende der zweiten Verlängerung entschied die dritte Partie der Finalserie in der Penny DEL zugunsten Dynamo Berlins mit 1:2. Einen Sieger brauchte es in der hochklassigen Begegnung eigentlich nicht. Beide Teams boten dem Publikum in der wiederum ausverkauften Eisarena am Wilhelm-Kaisen-Platz alles, was man sich in sich in einem Finale nur erhoffen kann. Einsatz, Herz und Leidenschaft – es fehlt an nichts.
Das Spiel lief erst 22 Sekunden, da saß Raubein Yannick Veilleux auch schon in der Kühlbox und für die Pinguins die erste Gelegenheit, ihr brandgefährliches Powerplay in Zählbares umzumünzen. Außer einer Halbchance, die im Schoß von Keeper Jake Hildebrand landete – die erspielte sich Colt Conrad auch noch mit einem Alleingang, gelang den Hausherren noch nicht viel (3.). Markus Vikingstad blieb auch nur der Abschluss aus der Halbdistanz, mit dem Jake Hildebrand nicht zu bezwingen war (4.). Glück hatte der Schlussmann des EHC Dynamo, als Jan Urbas die Scheibe vor das Tor warf, Miha Verlic dort den Abpraller aber nicht zum Führungstreffer verarbeiten konnte (7.). Der neunfache Meister kam jetzt besser in Tritt und machte den Hausherren das Leben in deren Zone schwer. Gefährliche Aktionen vor dem Bremerhavener Tor blieben Fehlanzeige, weil die Frackträger den Weg von außen versiegelten (10.). Dafür flutschte anschließend Tobi Eder das engmaschige Geflecht, schob den Puck jedoch an der Kiste vorbei (13.). Nachdem ein Berliner Akteur stolperte und Christian Wejse sich in dessen Nähe aufhielt, vermuteten die Referees Martin Frano und Sean MacFarlane ein Regelverstoß und schickten den Dänen auf die Strafbank (14.). Die Unterzahl verteidigten die Bremerhavener geschickt und gewährten den Gästen lediglich den äußeren Kreis ihrer Zone (16.). Eine Unaufmerksamkeit in der Abwehr genügte. Ty Ronning bot sich im Slot an und nach Zuspiel von Leo Pföderl war es passiert – 0:1 (17.). Eine Portion Pech hatten die Bremerhavener bei einem Schuss von Lukas Kälble, der vom rechten Pfosten ins Feld zurückklatschte (19.). Bevor es in die erste Drittelpause ging, tauschten Christian Wejse und Kai Wissmann noch intensiv ihre gegensätzlichen Ansichten über eine zuvor ausgesprochene Strafe gegen Blaine Byron aus (20.).
Sich bereits mit einem Akteur weniger auf dem Eis befindlich, konnte es Jonas Müller nicht lassen und verschaffte den Pinguins eine doppelte Überzahl (21.). Die ließ der Hauptrundensieger nicht ungenutzt verstreichen sondern glich durch Alex Friesen zum 1:1 aus (22.). Ein wenig Präzision fehlte es dem schulmäßigen Konter der Bremerhavener, den Vladimir Eminger final in die Wolken jagte (23.). Gleiches fabrizierten sie nur kurze Zeit später. Die Zieleinstellung war eindeutig zu hoch eingestellt (28.). Nach einem Missverständnis in der Defensive der Seestädter, kam Eric Hördler frei zum Schuss. Kristers Gudlevskis entschärfte jedoch die drohende Gefahr (29.). Eine weitere Hinausstellung gegen Alex Friesen blieb für die Bremerhavener ohne Folgen (35.). Der abgestrafte Sünder hätte sogar wenige Sekunden vor der Drittelsirene mit einem Schuss aus der Drehung für die Führung seines Teams gesorgt, doch Jake Hildebrand war auf dem Posten. (40.).
Die Pinguins begannen den letzten Durchgang in Überzahl, weil sich Yannick Veilleux einmal mehr vor der Pause nicht im Griff hatte und seine Mannschaft einen Start in Unterzahl verschaffte. Die Gäste überstanden das Powerplay der Hausherren diesmal ohne Gegentreffer (42.). Schlitzohrig probierte es Maximilian Heim, der um das Bremerhavener Kasten kurvte, die Scheibe aber über die Querstange haute (44.). Im Fangnetz landete auch das Geschoss von Phillip Bruggisser, nachdem ein Berliner noch seinen Schläger eingesetzt hatte (46.). Ach, was wäre in der Eisarena los gewesen, wenn Ross Mauermann das Spielgerät in gleicher Art und Weise wie im ersten Match versenkt hätte. Unter Zeitdruck bekam er die Scheibe nicht richtig unter Kontrolle und die Chance zum Führungstreffer war dahin (47.). In der 52. Spielminute musste Kristers Gudlevskis eine Glanzparade auspacken, als er einen Berliner nach einem Break spektakulär stoppte. Die Pinguins belagerten anschließend das Drittel der Gäste, schafften es aber nicht, deren Gehäuse ernsthaft in Gefahr zu bringen (54.). Kai Wissmann machte sich dann beim Schiedsrichter gern nochmal zum Horst, als er reklamierte, Colt Conrad hätte ihn mit dem Handschuh im Gesicht berührt (56.). Beklagenswert aus Sicht der Berliner war tatsächlich die Hinausstellung gegen Thomas Schemitsch, der 59 Sekunden vor dem Ende wegen eines Stock-Checks auf die Strafbank musste, obwohl der vermeintlich gefoulte Ross Mauermann hinter ihm lief. Also eine anatomische wie auch physikalische Meisterleistung (60.).
Da die Bremerhavener die vorhandenen Sekunden in der regulären Spielzeit nicht nutzen konnte, begannen sie in der Overtime ebenfalls mit einem Mann mehr auf dem Eis. Doch das Powerplay funktionierte nicht bzw. die Berliner wussten geschickt ihr Terrain zu verteidigen (62.). Es kann zu einem großen Problem werden, wenn man sich mit zu vielen Spielern auf dem Parkett herumtreibt. Die Pinguins taten dies und fingen sich eine Zeitstrafe (63.). Und ausgerechnet in Unterzahl gelangten sie zu ihrer größten Torchance in der Overtime. Ziga Jeglic eroberte die Scheibe an der eigenen blauen Linie und zog davon, doch Jake Hildebrand machte die Beine zu, durch die der slowenische Techniker zum Glück kommen wollte (64.). Kurz darauf heulte Yannick Veilleux Schnott und Tränen beim Referee, die Scheibe hätte in der Szene zuvor die Torlinie überschritten. Die Herren Frano und MacFarlane erfüllten dem völlig aufgelösten Berliner den Wunsch einer Videoanalyse und bestätigten die erste Entscheidung – kein Tor (66.). Beide Teams holten das letzte aus sich raus. Von taktischen Zwängen und Risikominimierung keine Spur. Ty Ronning versuchte es, doch Kristers Gudlevskis war Endstation (70.). Man muss nur lange genug heulen und reklamieren, dann fällt fast jeder Schiedsrichter um. So verschafften sich die Berliner eine weitere Überzahl, um zum Erfolg zu gelangen. Ty Ronning monierte einen hohen Stock und ohne zuvor eine Regelverfehlung von Nicolas Appendino gesehen, respektive geahndet zu haben, ging der Arm des nächstgelegenen Referees in die Luft und der Bremerhavener Defender auf die Strafbank (75.). Es war schier unglaublich, wie sich die Pinguins dem Powerplay der „Dynamos“ entgegenstemmten und kämpften, als sei es der letzte Tag ihres Lebens (77.).
In der zweiten Verlängerung machte sich zunehmend bemerkbar, dass die Hausherren nicht mehr den Druck auf die Berliner Abwehr aufbauen konnten wie zuvor. Die Pinguins brachten einfach zu wenig Scheiben vor den Kasten von Jake Hildebrand, der zu genüge zeigte, dass er auch schnell mal den Überblick vor sich verlor. Gleichermaßen schienen die Referees auch nicht mehr gewillt zu sein, einen Spieler der Berliner des Feldes zu verweisen. Eine strittige Szene beim Wechsel und nicht regelkonformes Einsteigen gegenüber Jan Urbas wären Gelegenheit gewesen. Als alle sich schon mehr oder minder auf die dritte Verlängerung einstellten, war es ausgerechnet Yannick Veilleux, der mit einem Flachschuss zum 1:2 in die rechte Ecke für den „sudden death“ der Bremerhavener sorgte.
Den Heimvorteil haben die Fischtown Pinguins abgegeben. Am Dienstag haben sie die Chance, sich diesen wiederzuholen. Mit den bisher gezeigten Auftritten ist dieses Unterfangen realistisch. Das Team von Thomas Popiesch hat in der Hauptrunde gezeigt, wie man in Ost-Berlin bestehen kann und auch beim ersten Finalauftritt in der Uber-Arena war man einem Erfolg ziemlich nah.
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